Unsere Kleinbahn
Die Schmalspurbahn Zittau-Kurort Oybin-Kurort Jonsdorf (Streckenverlauf) der Spurweite 750 mm
nahm 1890 ihren Betrieb auf. Der Bau war mit einer Reihe von Problemen verbunden. Einige Jahre
zuvor war eine Schmalspurbahn von Zittau nach Reichenau, dem heutigen Bogatynia, in Betrieb
gegangen. Der neugegründeten ZOJE (Zittau-Oybin-Jonsdorfer Eisenbahn Gesellschaft) war
gestattet worden, einen Teil der Strecke vom Bahnhof Zittau aus mit zu benutzen. Die neue Strecke
zweigte zwischen den Bahnhöfen Zittau Haltepunkt und Zittau Schießhaus (heut Zittau Süd) von
der Strecke Zittau-Reichenau ab. Sie führte danach durch einen der 39 Bögen des Neißeviadukts,
Dieses beeindruckende Bauwerk war 1859 eingeweiht worden und zählte mit seiner Länge von 765
Metern und 18 Meter Höhe zu den größten Eisenbahnbrücken seiner Zeit.
Die Strecke hatte große Bedeutung für den Arbeiterverkehr aus den Gebirgsorten und aus
Olbersdorf in die Industriestadt Zittau an den Wochentagen. Vor allem an den Sonntagen wollten
die Menschen aus der Stadt in das nahe und so wunderschöne Gebirge, im Sommer zum Wandern
oder nur zum „Ausgehen“, im Winter natürlich zum Schlittenfahren auf den vielen Rodelhängen.
Bedeutend war sie auch für den in dieser Zeit beginnenden Urlauberverkehr. Viele Urlauber
kamen mit der Eisenbahn aus Richtung Dresden oder Görlitz zum Hauptbahnhof Zittau und
stiegen dort in die Kleinbahn um. Diese verkehrte Tag und Nacht.
Nicht zu vergessen der Güterverkehr. Die Schmalspurbahn verfügte über einen eigenen
Wagenpark von Güterwagen, in Zittau bestand jedoch auch die Möglichkeit, Güterwagen der
Normalspur auf Rollböcke mit Schmalspur umzusetzen und diese dann zu ihren
Bestimmungsorten längs der Kleinbahn zu bringen. Viele Industriebetriebe verfügten über eigene
Anschlussgleise: Textilbetriebe in Zittau und Olbersdorf, das Holz- und Imprägnierwerk in
Olbersdorf, ehemals „Katz & Klump“, vor allem aber auch die Braunkohlengrube „Glück Auf“ in
Olbersdorf, um nur einige zu nennen. Gleiches traf auf Großhändler zu, welche ihre Waren ohne
das leidige Umladen beziehen konnten.
Die größten Bahnhöfe waren neben Zittau Hauptbahnhof der Bahnhof Zittau Vorstadt und
Bahnhof Bertsdorf. Später wurde auch der Bahnhof Kurort Oybin bedeutend vergrößert.
Auch der Bahnhof Olbersdorf Oberdorf zählte zu den großen Bahnhöfen, denn er war Anschluss-
und Rangierbahnhof für das Holz- und Imprägnierwerk sowie die Braunkohlengrube. Er verfügte
über ein System mit mehr als 6 Gleisen, mehrere Einfahrtssignale und die dafür notwendigen
manuell vom Bahnhofsgebäude aus zu bedienenden Weichen.
Wegen des hohen Verkehrsaufkommens wurde die Strecke zwischen den Bahnhöfen Zittau
Vorstadt und Kurort Oybin 1913/14 zweigleisig ausgebaut. An „guten Tagen“ beförderte die
Kleinbahn bis zu 7.000 Personen, an Spitzentagen, z.B. an den Pfingstwochenenden oder zu
besonderen Anlässen in den Gebirgsorten noch mehr. Zwischen 1890 und 1905 gab es Pläne zur
Weiterführung der Kleinbahn über Kurort Jonsdorf hinaus nach Krombach und weiter nach
Deutsch-Gabel (heute Jabloné v podještědí). Diese wurden jedoch nicht realisiert.
Zwischen dem Bahnhof Bertsdorf und Kurort Oybin wurde das 2. Gleis bereits 1943/44 wieder
abgebaut, da der Stahl für Rüstungszwecke benötigt wurde. Zwischen Bahnhof Bertsdorf und
Bahnhof Zittau Vorstadt erfolgte der Abbau im Herbst 1945 im Zuge der in Potsdam vereinbarten
Reparationen Deutschlands an die Sowjetunion.
Wegen der geplanten Erweiterung der Braunkohlengrube Olbersdorf sollte die Kleinbahn im
Herbst 1990 ihren Betrieb einstellen. Mit den gesellschaftlichen Veränderungen 1989/90 waren
diese Pläne jedoch vom Tisch, so dass die Bevölkerung im Herbst 1990 den 100. Geburtstag ihrer
Kleinbahn feiern konnte. Betreiber der Kleinbahn ist seit 1996 die SOEG (Sächsisch-Oberlausitzer
Eisenbahngesellschaft mbH).